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Bibliothek i de Badi - Tobias Goldfarb 03.06.22

Pünktlich zum Start der diesjährigen Lesung in der Badi zeigte sich die Sonne nochmals und die leergeregneten Wolken verzogen sich. Der von der ungewohnten Kulisse sichtlich angetane Tobias Goldfarb hatte das Publikum vom ersten Wort an im Sack. Fasziniert folgten die knapp 20 Besucherinnen und Besucher verschiedensten Alters an seinen Lippen und lauschten seinen Überlegungen, die zu seinem neusten Roman "Niemandsstadt" geführt haben. Zu Recht hat der Roman Mitte Mai den begehrten deutschen "Rattenfänger"-Kinder- und Jugendpreis erhalten. Und zu Recht lässt sich das Buch nicht in eine bestimmte Kategorie zwängen, wie auch Goldfarb bestätigt. So las er am Morgen in der Oberstufe aus demselben Roman wie abends den Erwachsenen und setzte die Schwerpunkte gekonnt und treffend an unterschiedlichen Stellen. Wer ist der berühmte Bruder von Stanislaus? Klaut uns die künstliche Intelligenz die Magie? Laufen wir in Gefahr, fantasielos zu werden? Knapp, treffend und dicht sind die Textstellen, die Goldfarb liest. Und verleiten mit ihrem (Wort-) Witz immer mal wieder zu einem Lacher. Er verrät, welche Plätze ihn in Berlin inspiriert haben und dass das Redigieren der Texte oft mehr Arbeit als das eigentliche Schreiben eines Buches ausmacht. Mit der untergehenden Sonne steigt die Spannung der Geschichte, denn Jo, eine der zwei Hauptfiguren, scheint für immer in der Niemandsstadt zu verschwinden. Und dies passend zum (realen) Hintergrundgeräusch im plätschernden und knisternden Badewannenwasserschaum, begleitet vom Satz aus einem Grimm-Märchen "Wer aus mir trinkt, wird zum Rehkälbchen"... Erleichtert blinzeln die Zuhörerinnen und Zuhörer in die untergehende Sonne und kehren in die Gegenwart zurück. Bleibt zu hoffen, dass es für Jo und Eli in Niemandsstadt ebenfalls gut ausgeht - der Roman kann ab sofort in der Bibliothek ausgeliehen werden :-).